Bernhard «Berni» Schär

Die Radiolegende

«Wagemut und Wahnsinn liegen nahe beieinander»

Die Reise «Auf den Spuren der vier Ski-Klassiker» ist für edelline Gastgeber Bernhard «Berni» Schär eine Herzensangelegenheit. Der bekannte SRF-Sportmoderator hat Bruno Kernen, Marco Büchel, Hans Knauss und Michael von Grünigen im Winter eng begleitet. Er war dabei, als sie in Wengen, Garmisch-Partenkirchen, Kitzbühel und Alta Badia triumphierten. Im Sommer wandert Bernhard Schär mit den Skistars zu den Schlüsselstellen dieser Weltcupstrecken.

Auszüge aus dem Interview mit Bernhard Schär gibt's weiter unten als Video.

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Wer bist Du?
Ich heisse Bernhard Schär, bin 65 Jahre alt und in Herzogenbuchsee aufgewachsen.

Mit welchen fünf Worten würde Dich Deine Familie beschreiben?
Fürsorglich, kontaktfreudig, organisiert, effizient und ehrgeizig.

Dein grösstes Talent?
Ich kann gut auf Menschen zugehen. Meine Interviewpartnerinnen und Interviewpartner fühlen sich bei mir wohl. Das ist wichtig für eine gute, effiziente und aussagekräftige Kommunikation. Ich bin auch ein Schreibtalent. Schon als kleiner Bub schrieb ich gerne Aufsätze – im Gegensatz zur Gedichtinterpretation. Aber jetzt habe ich schon ein Talent zu viel aufgezählt… (lacht).

Deine grösste Schwäche?
Gewöhnlich schaffe ich es nicht, an einer Confiserie vorbeizufahren, ohne dass ich dort ein Thonbrötli oder eine Crèmeschnitte kaufe.

Was ist Deine liebste Freizeitbeschäftigung – es dürfen auch mehrere Hobbys sein?
Am liebsten bin ich mit meiner Familie zusammen. Ausserdem lese ich gerne Zeitungen und treibe Sport – vor allem Schwimmen und Tennisspielen.

Hast Du ein Lieblingsbuch?
Ja, die Autobiographie von Mahatma Gandhi. Der indische Freiheitskämpfer war eine bedeutende historische und politische Figur. Er hat etwas versucht, das wegweisend ist für mich: gewaltlos Konflikte lösen durch Kommunikation, Fairness und Offenheit.

Welches ist Dein Lieblingslied und was bedeutet es Dir?
Das hängt von meiner Lebensphase ab. Gerade habe ich eine Playlist zusammengestellt. Mein Geschmack ähnelt eher dem eines 23-Jährigen als dem eines baldigen Rentners (Bernhard Schär wurde am 30. April dieses Jahres pensioniert, die Red.). Das ist den jungen Menschen von Radio SRF 3 geschuldet, mit denen ich zusammenarbeite, allen voran Hitparaden-Moderator Michel Birri. Mein aktueller Lieblingssong kommt von Tom Grennan und heisst «Little Bit of Love».

Worauf bist Du am meisten stolz?
Am meisten stolz bin ich auf meine Eigenschaft, das Glas halb voll, statt halb leer zu sehen. Ich gehe mit offenen Augen, Zuversicht, Hoffnung und einer guten Struktur durch die Welt. Ich schaue nach vorne und nicht zurück.

Worauf kannst Du nicht verzichten?
Auf ein feines Fondue samt passender Dekoration – Aprikosen, Birnen oder Ananas –, dazu ein Gläschen Schnaps.  

Wann hast Du das letzte Mal geweint – und warum?
An Beerdigungen vergiesse ich immer Tränen. Trauerfeiern haben etwas Besinnliches. Die verstorbene Person ist mir im intensiven Moment des Abschieds jeweils nahe.

Wovor hast Du am meisten Angst?
Vor Krankheiten. Als Rentner habe ich einen einzigen grossen Wunsch: Einfach nur gesund zu bleiben.

Dein letzter grosser Frust?
Vor zwei Jahren hatte ich eine Vision: An meinem 65. Geburtstag, am 17. April 2021, wollte ich ein grosses Fest organisieren; so wie ich es in meinem Leben noch nie erlebt hatte. An dieser Party sollten Grand-Slam-Sieger, Olympiasieger, Weltmeister, Sponsoren und Funktionäre dabei sein. Jene Menschen also, die mich während 30 Jahren als Sportredaktor begleitet hatten. Dann kam Covid-19 dazwischen und mein Traum platzte.

Welches Erlebnis hat Dein Leben nachhaltig geprägt?
Ich möchte zwei Erlebnisse erwähnen: Erstens jenen Tanzabend, an dem ich meine Frau Ursula kennenlernte. Wir sind inzwischen seit 29 Jahren glücklich verheiratet. Und zweitens die Geburt unseres Sohnes Jonas am 27. Juni 2000. Ursula und Jonas sind meine Liebsten. Ohne sie stünde ich nicht dort, wo ich stehe. Sie haben immer zu mir gehalten, mir den Rücken freigehalten und mich bei all meinen Aktivitäten unterstützt. Als Rentner möchte ich ihnen nun etwas zurückgeben.

Welches Live-Erlebnis hat Dich als Radiolegende am meisten berührt?
Es fällt mir schwer, ein einzelnes Ereignis herauszupicken. Aber ich möchte Dir eine Antwort geben, weil ich weiss, dass Du Dich nach einer solchen sehnst. Berührt hat mich der erste Sieg von Roger Federer in Wimbledon 2003. Zwei Jahre zuvor hatte er am gleichen Ort im Achtelfinal keinen Geringeren als Superstar Pete Sampras geschlagen, der sieben seiner letzten acht Turniere in Wimbledon gewonnen hatte. Allein: Es blieb bei diesem Coup. Bis 2003 fehlte ein Grand-Slam-Titel im Palmarès von Roger Federer. Es gab Stimmen, die sagten, Roger Federer sei ein ewiges Talent, das nie einen Grand-Slam-Titel gewinnen würde. Dann kam der 6. Juli 2003. Ich durfte den Wimbledon-Final zwischen Roger Federer und Mark Philippoussis für das Schweizer Radio SRF 1 kommentieren. Die vielen Aufs und Abs während der Partie, der Matchball, ich bekomme eine Gänsehaut, wenn ich daran denke. Dass ich in Wimbledon beim ersten Grand-Slam-Titel eines Schweizer Tennisspielers in der Geschichte unseres Landes live dabei sein durfte, ist für mich ein Karrierehöhepunkt.

Was gefällt Dir besonders gut an Deiner Berufung als Reisegastgeber?
Dass ich meine grosse Stärke, die Kontaktfreudigkeit, ausspielen kann. Als Reiseleiter habe ich die Erfahrung gemacht, dass man eine Reise unternimmt, um es gut miteinander zu haben und schöne Erlebnisse teilen kann. Das ist eine fantastische Ausgangslage.

Welches ist Deine bisher emotionalste Reise gewesen?
Eine Gruppenreise mit 20 Personen führte mich nach Island. Wir wanderten durch die Drekagil-Schlucht im Kraterrand des Vulkans Askja. Diese Gegend erlangte internationale Bekanntheit, weil die NASA dort Mondfahrzeuge testete und Astronauten ausbildete. Nirgendwo auf der Welt gibt es ein Gebiet, welches der Mondlandschaft mehr ähnelt als jenes der Askja. Als wir den Kratersee erreicht hatten, sprangen wir splitterfasernackt ins warme Wasser. Das war eine Gaudi.

Hast Du ein schlimmes Reiseerlebnis erlebt?
Ja, im Zion-Nationalpark. Meine Frau Ursula und ich waren beim Wandern, als sintflutartiger Regen einsetzte. Wir suchten unter einem Felsen Schutz. Auf einmal merkten wir, dass dieser Felsen mitten in einem Bachbett lag. Rasch schwoll der Bach links und rechts von uns zum Strom an. Hätten wir den Felsen nicht blitzartig verlassen, wären wir 30 Sekunden später tot gewesen. Das Wasser hätte uns mitgerissen und weiter vorne über einen sieben Meter hohen Wasserfall gespült. Das war schon ein einschneidendes Erlebnis.

Welches ist Dein Sehnsuchtsort – in der Schweiz und im Ausland?
In der Schweiz ist es die Hochwacht. Dieser Kraftort befindet sich in der Nähe meines Hauses. Auf einem Bänkli geniesse ich jeweils die wunderbare Aussicht auf das Alpenpanorama und tanke Energie. Im Ausland wäre mein Sehnsuchtsort Kalifornien. Ich könnte mir vorstellen, längerfristig an einem Süsswassersee, bei strahlend blauem Himmel und einladenden Temperaturen zu leben. Die Vorstellung, in einem Frühstücks-Restaurant nach Strich und Faden verwöhnt zu werden, wäre das i-Tüpfelchen.

Wenn Du wüsstest, dass morgen die Welt unterginge, was würdest Du noch tun?
Ich würde mit Ursula und Jonas ein feines Essen geniessen. Dann würden wir uns umarmen, auf das schöne Leben zurückblicken und zusammen in den Untergang gehen.

Wie kam es dazu, dass Du als Gastgeber mit edelline die Reise «Auf den Spuren der vier Ski-Klassiker» organisiert hast?
Ich wurde von meinem langjährigen Weggefährten Thomas Wälti, ehemaliger Sportredaktor der BZ Berner Zeitung, angefragt. Das Konzept der Reise hat mich sofort überzeugt. Seit 33 Jahren fahre ich jedes Jahr zu den vier Ski-Klassikern. Diese berühmt-berüchtigten Strecken auf sommerlichen Wanderungen zu erleben, ist spektakulär. Sensationell ist die Tatsache, dass uns jedes Mal ein Sieger dieser Rennen begleitet: Bruno Kernen am Lauberhorn, Marco Büchel auf der Kandahar-Piste in Garmisch-Partenkirchen, Hans Knauss auf der Streif-Abfahrt in Kitzbühel und Michael von Grünigen auf der Gran Risa in Alta Badia. Die sympathischen Skistars persönlich kennenzulernen ist bereichernd.

Was möchtest Du unseren Gästen auf dieser Reise vermitteln?
Die Steilheit und das Spektakel dieser Rennstrecken. Wir werden entspannt an den Schlüsselstellen Halt machen und den Skistars zuhören, wie sie aus dem Nähkästchen plaudern. Wir werden sie fragen, was es bedeutet, mit 160 km/h unterwegs zu sein und was entscheidend ist, damit die Mausefalle nicht zuschnappt. Dies gibt ein wunderbares Konglomerat an hochspannenden Antworten. Am Schluss der Reise setzen wir die einzelnen Puzzleteilchen zu einem einzigartigen Gesamtbild der vier Ski-Klassiker zusammen.

Welche Höhepunkte warten auf unsere Gäste?
Jede Schlüsselstelle bietet ihren eigenen Höhepunkt, weil sie jeweils ihre eigene Geschichte zu erzählen hat. Summa summarum gibt das etwa 30 Höhepunkte.  

Was wird die Teilnehmer*innen auf der Reise überraschen?
Die Steilheit des Geländes und die Schwierigkeiten, die es auf diesen Strecken zu meistern gilt. Wagemut und Wahnsinn liegen nahe beieinander, wenn wir uns vorstellen, mit welchen Tempi die Skicracks jeden Winter auf diesen vereisten Weltcup-Pisten hinunterrasen.

Müssen die Teilnehmer*innen spezielle Vorkenntnisse mitbringen?
Eine solide Grundkondition sollten die Gäste mitbringen. Natürlich können einzelne Wanderungen ausgelassen werden, aber es macht schon mehr Spass, hautnah dabei zu sein.

Was dürfen die Gäste beim Kofferpacken auf keinen Fall vergessen?
Gutes Schuhwerk.

Interview: Thomas Wälti

 

 

Die Sportstimme der Schweiz

Bernhard «Berni» Schär wurde am 17. April 1956 in Herzogenbuchsee geboren. Der ausgebildete Lehrer unterrichtete zehn Jahre lang im Oberaargau. 1991 holte ihn die SRF-Sportleitung an den Leutschenbach, wo er fortan ein 100-Prozent-Pensum verrichtete.

33 Jahre lang prägte Bernhard Schär die Sportberichterstattung des Schweizer Radios. Am 30. April 2021 legte er sein Mikrofon ab. Er ging in Pension. Sein Palmarès als Sportredaktor ist bemerkenswert: Die wohl markanteste Stimme in der Schweizer Sportwelt berichtete über 16 alpine Ski-Weltmeisterschaften und 15 Olympische Spiele. Bernhard Schär besuchte insgesamt 70 Grand-Slam-Turniere – 24 in Paris, 23 in Wimbledon und 23 in New York. Die Radio-Legende begleitete Roger Federer und Martina Hingis an 20 Tennis-Weltmeisterschaften.

Bernhard Schär ist verheiratet und Vater eines erwachsenen Sohnes. Er wohnt mit seiner Familie in Küngoldingen bei Oftringen im Kanton Aargau.

Möchten auch Sie mit Bernhard «Berni» Schär verreisen?

Aktuell ist folgende Reise mit Berni Schär geplant:

Auf den Spuren der vier Ski-Klassiker

August 2023

Wandern Sie mit einer Olympiasiegerin, zwei Ski-Helden und einer Radiolegende über die Rennstrecken in Garmisch-Partenkirchen, Kitzbühel und St. Moritz. Viktoria Rebensburg, Daniel Mahrer, Paul Accola und Bernhard «Berni» Schär zeigen Ihnen die Schlüsselstellen auf der Kandahar, Streif und Corviglia. 

Ihr Gastgeber: Berni Schär

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Impressionen von Bernhard «Berni» Schär

Bernhard Schär mit Michael von Grünigen

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Bernhard Schär mit Ambrosi Hofmann

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Bernhard Schär Lauberhorn

Bernhard Schär am Lauberhorn-Rennen

 

Weitere Beiträge von Bernhard Schär

In folgenden Artikeln berichtet Bernhard «Berni» Schär über sein Leben als Sportmoderator, seine Pläne nach der Pension und somit auch über die Reise «Auf den Spuren der vier Ski-Klassiker». 

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Schweizer Familie: «Bei mir sprudelt es einfach heraus»