Perlen des Ostens - Tag 3
Danzig strahlt in alter Pracht
Nach einem kurzen Halt vor der Adam-Mickiewicz-Universität, wo ein Kreuzdenkmal an den Posener Aufstand von 1956 erinnert, nehmen wir Kurs auf Danzig. Während der Reise erzählt uns der Guide viel über sein Land und die Leute. So erfahren wir unter anderem, dass der Fiat 126 ein beliebtes Diebesgut ist, weil der Kleinwagen seit 2000 nicht mehr hergestellt wird. Zuletzt wurde er in Polen als Polski Fiat 126 p gebaut. Da Ersatzteile auf Autobörsen eine heissgehandelte Ware sind, kann das Verlangen nach dem vom Aussterben bedrohten Winzling kaum erstaunen.
Wodka-Kunde an Bord
An Bord des Edelliner geniessen wir auch Wodka-Kunde. «Chopin Potato Wodka» heisst Polens edelstes Wässerchen, das im Super-Premium-Bereich vermarktet wird. Das Nationalgetränk wird viermal destilliert – mit den ausgewähltesten Kartoffeln und ohne Zusatzstoffe. Polens berühmten Komponisten Frédéric Chopin gibt es also nicht nur im Musikladen zu kaufen, sondern auch im Spirituosen-Geschäft. Eine Flasche dieses exklusiven Seelentrösters kostet 40 Franken. Na dann, Na Zdrowie!
Polens bester Wodka: Der polnische Komponist Frédéric Chopin ist sein Namensgeber. Eine Flasche kostet 40 Franken.
Reise zu Kopernikus
Jörg Thomann fährt uns zwar nicht zum Mond, aber zu Kopernikus. Der Domherr des Fürstbistums Ermland in Preussen und Astronom wurde in der Universitätsstadt Thorn (Torun) geboren. Die Hauptstadt der polnischen Woiwodschaft Kujawien-Pommern zeichnet sich aus durch schöne Gebäude im norddeutschen Backsteingotik-Stil.
GPS führt uns zu Lidl
Die Reise nach Danzig muss ein Genie aus der Marketing-Abteilung von Lidl inszeniert haben. Das GPS führt uns direkt in eine Sackgasse, an deren Ende der Lebensmittel-Gigant steht. Wir kaufen: nichts.
Danzig strahlt in altem Glanz
Stadtführerin Magdalena Kosko nimmt uns mit auf einen beeindruckenden Bummel. Wir staunen: Die nach den beiden Weltkriegen zerstörte Stadt ist wie ein Phönix aus der Asche auferstanden – auch dank finanzieller Unterstützung der Europäischen Union. Beim Langen Markt erstrahlen die Bürgerhäuser mit den Renaissancefassaden in altem Glanz. In der Wirkungsstätte des ehemaligen Arbeiterführers und späteren polnischen Präsidenten Lech Walesa dominiert der Backstein. Die prächtige Marienkirche gilt als grösster Backstein-Sakralbau der Welt.
Wunderbare Silhouette: Das Mottlau-Ufer mit dem Krantor.
Auf einer emotionalen Achterbahn
Der Stadtbummel mit Magdalena ist auch eine Achterbahn der Gefühle. So stehe ich andächtig vor der Grabstätte des ehemaligen Bürgermeisters von Danzig, Pawel Adamowicz. Er wurde am 14. Januar 2019 bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung feige erstochen. Kaum habe ich mir diesen traurigen Moment in Erinnerung gerufen, höre ich im Kopfhörer des Audioguides Magdalenas Stimme von ausserhalb der Kirche. Die kompetente Stadtführerin weist bereits auf die nächste Sehenswürdigkeit hin.
Traurige Gedenkstätte: In der Marienkirche nehmen die Menschen Abschied von Pawel Adamowicz. Der Bürgermeister von Danzig wurde am 14. Januar 2019 von einem Attentäter erstochen.
Danzig im Licht des Bernsteins
Danzig gilt als wahre Bernstein-Hochburg. Einen Apéro im Radisson Blu Hotel muss man sich daher einfach gönnen. Das Empfangs-Komitee begrüsst seine Gäste standesgemäss hinter einem bernsteinfarbenen Tresen. Übrigens: Hätten Sie gewusst, dass die Echtheit von Bernstein mit einem einfachen Test nachgewiesen werden kann? Ein unverfälschter Bernstein schwimmt aufgrund seiner geringen Dichte an die Oberfläche von Salzwasser. In normalem Wasser aber sinkt Bernstein. Ein Imitat dagegen schwimmt sowohl im Salz- als auch im Süsswasser.
Check-in im Bernstein-Zimmer: Das Radisson Blu Hotel begrüsst seine Gäste an einer coolen Rezeption.
Wir schweben im Bernstein-Himmel
Zum Abschluss des ereignisreichen Tages drehen wir noch vier Runden auf dem Riesenrad «Amber Sky». Die Aussicht ist atemberaubend. Danach genehmige ich mir ein lokales Bier. Ich frohlocke: Um meinen «Tank» zu füllen, brauche ich lediglich ein paar kräftige Schlucke. Der Edelliner dagegen benötigt gut zehn Minuten, um seinen 560-Liter-Tank zu füllen.
Und das Danziger Riesenrad dreht sich doch: Eine Fahrt (4 Runden) kostet knapp 8 Franken.
Autor: Thomas Wälti