«Eine ganz neue Art, Portugal zu entdecken»

Architektonische Meisterwerke, futuristische Weingüter und luxuriöse Hotels werden Sie verzaubern. Aber das Wort hat nun Senhora Belchior. Die portugiesisch-schweizerische Doppelbürgerin gibt im Interview interessante Hintergrundinformationen zu dieser aussergewöhnlichen Reise.

Der brandneue Reisekatalog von edelline überrascht mit einem reizvollen Vorschlag: «Architektur, Kunst und Genuss in Portugal». An wen richtet sich dieses Angebot?

Liliana Belchior: An alle, die Architektur und Portugal lieben. Die Reise gibt einen wunderschönen Einblick in die portugiesische Kultur. Gehen Sie in der ländlichen Region Alentejo auf Entdeckungstour und lernen Sie ein aussergewöhnliches Land kennen. Aber erst mal heisst es «Bem-vindo a Portugal». Lassen Sie sich am 4. September 2019 im Restaurant «le beizli» in den Vidmarhallen in Bern-Liebefeld vom einzigartigen portugiesischen Temperament und edlen Tropfen aus dem Alentejo verführen und geniessen Sie mit uns einen gemütlichen Abend. Bei dieser Gelegenheit werde ich Ihnen die Reise «Architektur, Kunst und Genuss in Portugal» vorstellen.

Unsere Gäste lernen Anfang Juni 2020 in Portugal ein unbekanntes Juwel kennen – Alentejo. Was macht diese Provinz so besonders?

Mein Vater stammt aus dem Alentejo. Ich kenne diese Region also seit ich klein bin. Als Kind fand ich die Besuche bei meiner Familie langweilig. Im «Dörfli» lief rein gar nichts, es war wie ausgestorben. Als Erwachsene lernte ich diese grossartige Landschaft jedoch ganz neu kennen. Mir gefiel auf einmal die tiefe Ruhe, die der Alentejo ausstrahlt. Und trotzdem kann man in dieser Region viel unternehmen. Genussmenschen kommen hier auf ihre Rechnung. Wunderschöne Weingüter laden mit weltweit preisgekrönten Weinen und Glanzstücken der Architektur zur Degustation ein. Besuchen Sie malerische Dörfer und tauchen Sie in die historische Vergangenheit Portugals ein.

Wie haben Sie diese wunderschöne Reise zusammengestellt – was war Ihnen wichtig und wie wählten Sie die einzelnen Attraktionen aus?

Ich liebe Architektur und Design, bin fasziniert vom portugiesischen Handwerk und der Herzlichkeit der Menschen, die mich in diesem Land immer wieder aufs Neue mit offenen Armen empfangen. Auch wenn die Reise besonders das Thema Architektur aufnimmt, war es mir wichtig, die Region und generell die Kultur Portugals in ihrer Vielfältigkeit zu präsentieren. Architektur hat sehr viel mit der Geschichte und der Entwicklung eines Landes zu tun. Sie widerspiegelt auch die Gesellschaft, den Fortschritt und das Verständnis für Ästhetik. Daher habe ich historische und kulturelle Städte wie Évora, Estremoz und Évoramonte, die teilweise zum Weltkulturerbe der Unesco gehören, ins Programm aufgenommen sowie moderne und renommierte Architekturprojekte.

Das Design-Farmhouse «São Lourenço do Barrocal» in Monsaraz, wo unsere Gäste übernachten, hat an der internationalen Kunstausstellung Biennale Venedig sogar einen Preis gewonnen. Ein spektakuläres Hotel?

Für sein architektonisches Meisterwerk erhielt der Stararchitekt Eduardo Souto de Moura 2018 an der Biennale di Venezia den goldenen Löwen. Mich fasziniert am Farmhouse besonders das wundervolle Zusammenfügen von Alt und Neu. Die Hülle, also das Äussere, hat Souto de Moura kaum angefasst. Dafür wurden die Innenräume neugestaltet und mit allen modernen Annehmlichkeiten, wie etwa eine Bodenheizung, ausgestattet. Der Architekt hat mit viel Liebe zum Detail und zur portugiesischen Handwerkskunst eine authentische Oase erschaffen. In diesem Haus wird der Gast nicht überheblich behandelt wie in manchen Fünfsternehotels. Als Hotelgast erlebt man Luxus auf eine doch sehr bodenständige und ländliche Art. Das «São Lourenço do Barrocal» protzt nicht, es ist aber exklusiv. Vermutlich ist das der Grund, weshalb hier auch Promis absteigen.

Wer war denn schon dort, Portugals Fussballstar Cristiano Ronaldo etwa?

Ronaldo weiss ich nicht, aber Madonna war schon dort!

Das Boutiquehotel «Dá Licença» in Estremoz verfügt über eine erstklassige Kunstsammlung. Was gibt es in diesem Haus zu sehen?

«Dá Licença» ist eigentlich ein Luxus Guesthouse. Schon der runde Pool lässt ahnen, dass hier kreative Menschen dahinterstehen, nämlich Frank und Vitór. Frank ist Franzose. Er betrieb viele Jahre seine eigene Galerie in Paris. Vitór ist Portugiese. Er reiste beruflich viel in der Welt herum. Zuletzt war er bei der Manufaktur von Hermès verantwortlich für die Produktion der berühmten seidenen Halstücher. Auch «Dá Licença» gefällt mit einer wundervollen Mischung aus Exklusivität und Bodenständigkeit. Frank und Vitór sind liebevolle Gastgeber. Ihre Kunstsammlung und ihr Anwesen haben sie mit viel Leidenschaft aufgebaut. Für Kunstliebhaber ist diese Unterkunft ein Muss.

Das Weingut «Herdade do Freixo» ist ein weiterer Höhepunkt unserer Portugal-Reise. Ein Weinexperte vergleicht in seinem Weblog die unterirdisch angelegten Räumlichkeiten mit einem «Schneckenhaus». Waren Sie überwältigt von der Anlage?

Der Vergleich mit einem «Schneckenhaus» finde ich interessant. Mich hat es eher an ein unterirdisches Guggenheim-Museum erinnert. Mich fasziniert besonders diese «unterirdische Idee». Anstatt ein protziges Gebäude hinzustellen, entschied man sich für eine dezentere Variante, die durch kluge Architektur und raffiniertes Design überzeugt. So wurde nicht in das vorhandene Landschaftsbild eingegriffen. Die Besuche des Weinguts sind auch sehr restriktiv organisiert. Eine Anmeldung im Voraus ist nötig, denn nicht immer ist eine Führung möglich. Die Mitarbeiter dürfen bei ihrer Arbeit nicht gestört werden. Der Architekt hat sich die Natur zunutze gemacht und einen riesigen Stein im Weinkeller nicht einfach entfernt, sondern ihn in die Räumlichkeiten integriert. Dieser Stein unterstützt nun die natürliche Befeuchtung und Temperaturhaltung des Weinfasskellers. Und ja: Der Wein ist exzellent. 2018 erhielt das Weingut «Herdade do Freixo» vom Weblog ArchDaily die Auszeichnung «Building of the Year Award».

Am zweitletzten Tag der Reise lernen wir Portugals Hauptstadt Lissabon kennen. Wir übernachten im schicken, zentral gelegenen Hotel «The Vintage». Der Nachmittag steht zur freien Verfügung. Was empfehlen Sie uns?

«The Vintage» ist in einem meiner Lieblingsquartiere Lissabons situiert. Ich empfehle immer gerne Sachen, die in einem «normalen» Reiseführer nicht zuoberst auf der Liste stehen. Meine Tipps: Das Wasserreservoir Reservatório da Mãe d’Agua das Amoreiras, ein Kaffeehalt im kleinen Park Principe Real und das Museum Coleção Berardo. Oder sich in den kleinen, hübschen Strassen einfach treiben lassen. Bairro Alto, Chiado, Baixa und Alfama sind eher touristisch, aber in den verwinkelten Strässchen gehe ich gerne «verloren», denn ich entdecke immer wieder etwas Neues.

Am Abend werden wir einen unvergesslichen Fado-Abend verbringen. Was erwartet uns?

Melancholische Musik aus dem tiefen Innern der portugiesischen Seele und lokale Leckereien, begleitet von portugiesischem Wein. Der perfekte Abschied!

Weshalb sollten wir diese Reise nicht verpassen?

Die inspirierende Architekturreise mit persönlicher Begleitung ist eine ganz neue Art, Portugal zu entdecken. Sie richtet sich ebenso an Portugalkenner wie an Gäste, die ein neues Land und seine Kultur kennenlernen möchten.

Interview: Thomas Wälti

 

Liliana Belchior – zwischen Algarve und Solothurn

Fotograf: Vanda Scazzari

Liliana Belchior wurde 1985 in Faro an der Algarve-Küste geboren. Im Alter von sechs Jahren zog sie mit ihren Eltern nach Zürich. Die heute 34-Jährige studierte Architektur und Kommunikation. Über zehn Jahre hat die portugiesisch-schweizerische Doppelbürgerin als Beraterin und Strategin in der Werbung und im Branding gearbeitet.

Ab September 2019 nimmt Liliana Belchior das Studium an der Pädagogischen Hochschule Nordwest in Solothurn (Kindergarten/Unterstufe) auf. Sie ist Gründerin der Online-Plattform «Taste of Portugal». Die Website befasst sich mit Slow Travel und Kultur. Dabei wird der Fokus auf Design, Handwerk und Architektur gelegt.

Liliana Belchior ist seit einem Jahr mit dem mehrfachen Kanu-WM- und EM-Medaillengewinner Mike Kurt verheiratet. Das Ehepaar wohnt in Solothurn. Mit ihrem Mann teilt Liliana Belchior die Leidenschaft fürs Reisen und Design-Hotels.  

 

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